In den vorausgehenden Tech Talks wurde beschrieben, welche Typen von Boilern es gibt und wie diese funktionieren. In dieser Folge stellen wir uns die Frage: Welchen Einfluss hat die Konstruktion des Boilers auf die Temperaturstabilität der Maschine und die Temperaturanzeige auf dem Display?

 

Intro  

Wasser ist eine Flüssigkeit, es ist ständig in Bewegung. Dadurch ist es nicht einfach, seine Temperatur zu stabilisieren. Für die Zubereitung eines und vor allem mehrerer Espressi hintereinander, ist ein temperaturstabiler Boiler unabdingbar. Daher gilt es, die Temperaturschwankungen im Boiler möglichst gering zu halten.  

Wie in den vorausgehenden Tech Talks beschrieben, gibt es unterschiedliche Typen von Boilersystemen. Diese unterscheiden sich auch in ihrer Temperaturstabilität. Unterschieden werden muss hier allerdings zwischen der tatsächlichen Boilertemperatur und der angezeigten Temperatur auf dem Maschinendisplay. Um das Thema zu veranschaulichen, erklären wir die Temperaturstabilität mit dem Beispiel zweier Maschinen: Einer zweigruppigen KB90 (Multiboiler) und einer zweigruppigen Linea Classic (Dualboiler).

 

Linea Classic – Dualboiler  

Für die angezeigte Boilertemperatur ist die Stelle relevant, an der die Temperatur im Kessel gemessen wird. Diese variiert von Maschine zu Maschine.

Bei Maschinen mit 2 Gruppen und einem Wasserboiler für das Kaffeebrühen wird die Boilertemperatur sehr nah an der Stelle gemessen, an der das Wasser in den Boiler eintritt. Wenn nun ein Kaffee bezogen wird, strömt frisches Wasser direkt neben der Sonde in den Boiler. Da Maschinen dieser Bauweise meistens nicht über ein Preheating-System verfügen (hier wird das Wasser, das in den Boiler nachgezogen wird, über einen Wärmetauscher vorgeheizt), ist dieses Wasser deutlich kälter als das Boilerwasser. Allerdings ist die thermische Masse des Boilers groß genug, um das kühlere Wasser zu absorbieren, die Heizrate ändert sich aufgrund des kühleren Wassers und die Stabilität bleibt erhalten.

 

KB90-Multiboiler  

Bei Multiboilermaschinen wie der KB90 wird die Boilertemperatur auf der Seite gemessen, die dem Wassereintritt gegenüberliegt. Bei einem Kaffeebezug tritt frisches Wasser in den Boiler ein. Da es vor seinem Eintritt vorgeheizt wird, verändert sich die Boilertemperatur nur geringfügig. Die Kombination aus Sonde und Elektronik kann jedoch selbst eine minimale Änderung von 0,1 Grad erkennen. Entsprechend erhöht sie die Anzahl der Heizimpulse und sorgt somit wieder für eine stabile Temperatur – dabei ist das vergleichsweise kleine Volumen des Boilers bei gleichzeitig hoher Leistung der Heizung von großem Vorteil, da die Zieltemperatur so schnell erreicht wird.

 

Durchflussmenge/Flow 

Relevant für die Temperaturstabilität der Maschine ist natürlich auch die Wassermenge, die dem Boiler durch einen Espressobezug oder einen Clearflush entnommen wird. Während eines Espressobezugs verlässt das Brühwasser den Boiler mit einer Geschwindigkeit von 1-2ml/s. Das ist eine sehr geringfügige Menge, die leicht auszugleichen ist.  Führt der/die Barista allerdings einen Flush durch, wird dem Kessel in kurzer Zeit eine große Menge Wasser entnommen. Der Gicleur limitiert diese Menge auf 250ml/30s bzw. 400ml/30s. Dennoch kommt es im Boiler zu einem Temperaturabfall, der aber deutlich geringer ist als auf dem Display angezeigt: Während die Sonde an der Linea Classic durch die Zuführung frischen Wassers beispielsweise einen Temperaturabfall registriert, ist die Temperatur an der Brühgruppe in Wirklichkeit konstant.

 

 


 

Offset 

Die angezeigte Temperatur auf dem Maschinendisplay entspricht aber auch aus einem weiteren Grund nicht der tatsächlichen Brühtemperatur, da die Sonde im Inneren des Boilers misst: Das einberechnete „Offset“, das den Weg des Wassers vom Kessel bis in die Brühgruppe beschreibt und den Temperaturverlust auf dieser Strecke kalkuliert. Hat das Wasser im Kessel also beispielsweise eine Temperatur von 96°C, werden auf dem Display trotzdem nur 94°C angezeigt, da dies der errechneten Brühtemperatur entspricht.

Wird an der Maschine ein Clearflush durchgeführt, der dafür sorgt, dass die Temperatur an der Sonde um 4°C sinkt, führt das also dazu, dass auch die Anzeige der Brühtemperatur auf dem Maschinendisplay um 4°C abfällt. Die tatsächliche Brühtemperatur ändert sich allerdings nur geringfügig.

 

 

 


 

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